Das Elterngeld ist eine zentrale staatliche Leistung in Deutschland, die Eltern dabei unterstützt, sich in den ersten Monaten nach der Geburt auf die Familie und die Betreuung des Kindes zu konzentrieren. Es bietet finanzielle Sicherheit in einer Zeit, in der das Einkommen aufgrund von Elternzeit oder Teilzeitarbeit möglicherweise sinkt. In diesem Artikel erfahren Sie alles, was Sie über das Elterngeld wissen müssen – von den Voraussetzungen und Antragsverfahren bis hin zur optimalen Nutzung und steuerlichen Auswirkungen.


1. Was ist Elterngeld?

Das Elterngeld ist eine Familienleistung, die von der deutschen Regierung eingeführt wurde, um Eltern nach der Geburt eines Kindes finanziell zu entlasten. Es soll es beiden Elternteilen ermöglichen, ihre berufliche Tätigkeit vorübergehend zu reduzieren oder ganz aufzugeben, um sich intensiver um die Kinderbetreuung zu kümmern.

Es gibt drei Hauptvarianten des Elterngeldes:

  • Basiselterngeld: Diese Variante beträgt maximal 14 Monate und kann von beiden Elternteilen aufgeteilt werden. Ein Elternteil kann mindestens 2 und höchstens 12 Monate Basiselterngeld beziehen.
  • ElterngeldPlus: Mit dieser Option kann das Elterngeld in halber Höhe ausgezahlt, aber doppelt so lange bezogen werden. Dies bietet Flexibilität für Eltern, die während der Elterngeldzeit in Teilzeit arbeiten möchten.
  • Partnerschaftsbonus: Wenn beide Elternteile gleichzeitig für 4 Monate in Teilzeit arbeiten (zwischen 24 und 32 Stunden pro Woche), können sie zusätzliche ElterngeldPlus-Monate in Anspruch nehmen.

2. Voraussetzungen für den Bezug

Um Elterngeld zu beziehen, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Wohnsitz und Aufenthalt: Der Antragsteller muss in Deutschland leben und einen festen Wohnsitz haben.
  • Betreuung des Kindes: Das Kind muss vom Elternteil selbst betreut und erzogen werden. Zudem darf keine Vollzeit-Erwerbstätigkeit vorliegen.
  • Arbeitszeitgrenze: Wer Elterngeld bezieht, darf höchstens 30 Stunden pro Woche arbeiten.
  • Einkommensgrenzen: Zwar gibt es keine Einkommensgrenze für das Elterngeld, doch das Einkommen vor der Geburt bestimmt die Höhe der Zahlung.

Eltern in besonderen Situationen – wie Selbstständige, Alleinerziehende oder Eltern mit Mehrlingsgeburten – sollten sich über spezifische Regelungen informieren, da hier oft Sonderregelungen gelten.


3. Wie hoch ist das Elterngeld?

Die Höhe des Elterngeldes richtet sich nach dem Einkommen, das vor der Geburt des Kindes erzielt wurde. Es beträgt in der Regel zwischen 65 % und 67 % des bisherigen Nettoverdienstes und liegt bei einem Minimum von 300 Euro und einem Maximum von 1.800 Euro pro Monat.

Basiselterngeld

Beim Basiselterngeld wird das durchschnittliche Einkommen der letzten zwölf Monate vor der Geburt berücksichtigt. Für Geringverdiener kann der Prozentsatz höher ausfallen, sodass bis zu 100 % des früheren Einkommens gezahlt werden.

ElterngeldPlus

Das ElterngeldPlus beträgt die Hälfte des monatlichen Basiselterngeldes, wird jedoch doppelt so lange ausgezahlt. Es bietet besonders für Eltern, die nach der Geburt in Teilzeit arbeiten möchten, eine sinnvolle Alternative, da es so möglich ist, länger Unterstützung zu erhalten und gleichzeitig flexibel zu bleiben.

Beispielrechnung

Eine Familie, bei der der Vater vor der Geburt ein Netto-Monatseinkommen von 2.000 Euro hatte, würde beim Basiselterngeld zwischen 1.300 und 1.400 Euro monatlich erhalten. Wenn der Vater ElterngeldPlus beantragt, würde die Zahlung 650–700 Euro monatlich betragen, jedoch über den doppelten Zeitraum.


4. Antragsverfahren

Der Elterngeldantrag wird bei der Elterngeldstelle des jeweiligen Bundeslandes gestellt. Die Bearbeitungsdauer kann von Region zu Region unterschiedlich sein, jedoch sollte der Antrag möglichst bald nach der Geburt eingereicht werden.

Wichtige Unterlagen:

  • Geburtsurkunde des Kindes
  • Einkommensnachweise der letzten 12 Monate vor der Geburt (Lohnabrechnungen oder Steuerbescheide)
  • Bescheinigung über das Mutterschaftsgeld (bei Müttern)
  • Bestätigung des Arbeitgebers bei geplanter Teilzeitarbeit während des Elterngeldbezugs

Tipps für eine schnelle Bewilligung

Um Verzögerungen zu vermeiden, sollten alle Unterlagen vollständig und korrekt eingereicht werden. Da es häufig zu Rückfragen kommt, empfiehlt es sich, den Antrag sorgfältig zu prüfen und rechtzeitig nachzureichen.


5. Dauer des Elterngeldbezugs

Eltern können die Dauer des Elterngeldbezugs flexibel gestalten. Je nachdem, ob Basiselterngeld oder ElterngeldPlus beantragt wird, kann der Bezugszeitraum angepasst werden.

  • Basiselterngeld: Ein Elternteil kann bis zu 12 Monate Basiselterngeld beziehen. Wenn beide Elternteile die Betreuung aufteilen und mindestens zwei Monate Basiselterngeld gemeinsam nutzen, verlängert sich der Bezugszeitraum auf insgesamt 14 Monate.
  • ElterngeldPlus: Diese Variante ermöglicht es, den Bezugszeitraum auf bis zu 28 Monate auszudehnen, da die Zahlungen nur halb so hoch, aber dafür doppelt so lange erfolgen.

Der Partnerschaftsbonus ermöglicht es Eltern, wenn beide für vier Monate in Teilzeit arbeiten, zusätzlich vier Monate ElterngeldPlus zu beziehen.


6. Elterngeld und Steuer

Das Elterngeld selbst ist steuerfrei, jedoch unterliegt es dem Progressionsvorbehalt. Das bedeutet, dass es bei der Berechnung des Steuersatzes für das übrige Einkommen berücksichtigt wird, was zu einem höheren Steuersatz führen kann. Hier ein Beispiel:

Eine Familie, bei der ein Elternteil Elterngeld bezieht und das andere weiterhin ein Einkommen hat, muss möglicherweise mit einer höheren Steuerlast rechnen. Es ist ratsam, frühzeitig einen Steuerberater zu konsultieren oder ein entsprechendes Steuerprogramm zu nutzen, um die Auswirkungen zu ermitteln.


7. Tipps zur optimalen Nutzung des Elterngeldes

Um das Elterngeld optimal zu nutzen, sollten Eltern verschiedene Strategien in Betracht ziehen:

  • Kombination von Basiselterngeld und ElterngeldPlus: Eltern können eine Kombination beider Varianten wählen, um von der längeren Bezugsdauer des ElterngeldPlus zu profitieren und gleichzeitig in den ersten Monaten nach der Geburt eine höhere Zahlung zu erhalten.
  • Berücksichtigung des Einkommens: Wenn ein Elternteil nach der Geburt in Teilzeit arbeiten möchte, sollte das ElterngeldPlus bevorzugt werden, da die Einkommensgrenze hier höher ist.
  • Steuerliche Aspekte: Da das Elterngeld dem Progressionsvorbehalt unterliegt, kann eine steuerliche Beratung helfen, böse Überraschungen zu vermeiden.

8. Häufige Fragen und Antworten

Frage: Kann das Elterngeld verlängert werden? Ja, durch die Wahl des ElterngeldPlus kann die Bezugsdauer verlängert werden. Zudem bietet der Partnerschaftsbonus eine Möglichkeit, das Elterngeld für vier zusätzliche Monate zu erhalten, wenn beide Elternteile in Teilzeit arbeiten.

Frage: Gibt es besondere Regelungen bei Mehrlingsgeburten? Ja, bei Mehrlingsgeburten wird das Elterngeld um 300 Euro pro Kind erhöht. Das bedeutet, dass Eltern von Zwillingen oder Drillingen eine zusätzliche Unterstützung erhalten.

Frage: Was passiert mit dem Elterngeld, wenn ich wieder in den Beruf einsteige? Beim Basiselterngeld kann das Einkommen aus einer Teilzeitarbeit das Elterngeld reduzieren. Beim ElterngeldPlus ist die Einkommensgrenze jedoch höher, und es besteht die Möglichkeit, das Elterngeld ohne große Abzüge zu beziehen.


Fazit

Das Elterngeld bietet Eltern eine flexible und finanzielle Unterstützung in einer entscheidenden Phase des Familienlebens. Mit den verschiedenen Optionen – Basiselterngeld, ElterngeldPlus und Partnerschaftsbonus – können Eltern ihre individuelle Situation optimal berücksichtigen und so die besten Voraussetzungen für den Start ins Familienleben schaffen. Durch eine sorgfältige Planung und Berücksichtigung der steuerlichen Auswirkungen lässt sich das Elterngeld sinnvoll nutzen.